"handwerk magazin" 12/09
Geburtshelfer für gute Ideen
Innovationsberatung - Das Handwerk verfügt über ein dichtes Netz von Experten, die Erfinder in rechtlichen, technischen und Vermarktungsfragen unterstützen - und das alles kostenlos.
Hilfe vom Handwerk
Um herauszufinden, ob es einen Markt für die Mauernutschelle gibt, wandte sich Erfinder Brandes an den Beauftragten für Innovation und Technologie (BIT) seiner Handwerkskammer. Für Firmenchefs, die wie der Ilseder Elektromeister pfiffige Ideen umsetzen wollen, ist das der richtige Weg, denn das Handwerk bietet mit seinen 69 Beauftragten für Innovation und Technologie (BIT) ein dichtes und kostenloses Beraternetzwerk, gefördert vom Bundeswirtschaftsministerium. Zusätzlich werden die Berufsbildungsstätten des Handwerks zu sogenannten Kompetenzzentren weiterentwickelt und mit öffentlichen Mitteln unterstützt. Sowohl die BIT als auch die Kompetenzzentren verfolgen ein gemeinsames Ziel: Sie wollen Handwerkern den Weg von der Idee zum Markterfolg ebnen und moderne Technologien in den Betrieben verbreiten. „Denn wer aufhört, Innovationen zu entwickeln und neue Technologien anzuwenden, schmälert seine Wettbewerbschancen" , mahnt Rainer Becker, beim Zentralverband des deutschen Handwerks (ZDH) in Berlin zuständig für die Berufsbildungsstätten im Handwerk und deren Weiterentwicklung zu Kompetenzzentren. Er rät Unternehmern, nicht alles in Eigenregie zu machen. „Handwerker können auf ein umfangreiches Beratungsangebot zurückgreifen, wenn es um Innovation und Technologie-transfer geht."„Schnell gute Geschäfte mit genialen Ideen machen“
Peter BrandesDie BIT sind Teil des Technologie-Transfer-Netzwerks, dessen Auf- und Ausbau das Wirtschaftsministerium seit fast 20 Jahren fördert. Derzeit gehören 69 BIT dazu, die bei den Kammern oder anderen Institutionen des Handwerks angesiedelt sind, und acht weitere Netzwerkpartner. „Mit diesem Angebot wollen wir die Unternehmen fit machen, um mit ihren Mitarbeitern neue Produkte und Leistungen zu entwickeln und moderne technologische Verfahren einzuführen", erklären Manfred Fülbier und Walter Pirk von der Zentralen Leitstelle für Technologie-Transfer im Handwerk am Heinz-Piest-Institut für Handwerkstechnik (HPI). Diese Stelle koordiniert und betreut das Technologie-Transfer-Netz. „Bei der Beratung haben wir stets den gesamten Betrieb im Blick - die technische und die betriebswirtschaftliche Seite", betont Fülbier. Ihren Schwerpunkt setzen die BIT deshalb bei der Innovationsberatung zum einen auf das Marktpotenzial, zum anderen auf Fragen zum Stand der Technik. Ein weiteres Feld ist die Transferberatung. Hier geht es darum, moderne Technologien in die betriebliche Praxis zu übertragen und neue Arbeitsverfahren einzuführen. Umfassende Beratung offerieren auch die Kompetenzzentren des Handwerks. Gerade im Hinblick auf technologisches Know-how, neue Fertigungstechniken und innovative Verfahren bieten diese Zentren gut ausgestattete Lehrwerkstätten, Seminarräume, Labore, Werkbänke, Prüf- und Messstände. „Die Kompetenzzentren sind angesichts ihrer technischen Ausstattung das Sahnehäubchen der Bildungsstätten", erklärt ZDH-Experte Becker. Sie bieten Handwerkern eine Anlaufstelle für Fragen der Innovation und des Technologie-Transfers. Zu den Feldern, mit denen sich die Kompetenzzentren befassen, zählen etwa die Energieeffizienz- und Umwelttechnologien, Hörgeräteakustik, Kfz-Technik, Automatisierungs- und Sicherheitstechnik, Fotovoltaik und Solarthermie, Informations- und Kommumkationstechnik. „Wer eine Idee im Kopf hat und diese konkretisieren will, bestimmte Verfahren oder Materialien prüfen möchte, Partner für Kooperationen finden will, an Projekten teilnehmen möchte, Förderprogramme sucht, erhält hier in der Regel kostenfreie Beratung", so Becker. Handwerker Brandes hatte übrigens schon wieder eine Idee. Seine Schelle passt in Profilschienen von Fotovoltaikanlagen. Damit lassen sich Leitungen zeitsparend und mühelos auf dem Dach befestigen - die Nachfrage ist groß.
■ Monika Hofmann reinhold.mulatz@handwerk-magazin.de
Eine Liste mit Links zu den Beratungs- K5S®JI diensten für innovative Firmenchefs bietet laB Handwerk magazin unter www.handwerk-magazin.de/innovationsberatung
Elektromeister Peter Brandes mit seiner „Omega-Mauernutschelle''. Geburtshelfer für seine Erfindung war die Innovationsberatung der Handwerkskammer Braunschweig.
VON DER IDEE ZUR INNOVATION
Der 10-Punkte-Plan
Christian Heinecke, Innovationsexperte am Heinz-Piest- Institut für Handwerkstechnik (HPI) an der Leibniz Universität Hannover, skizziert die zehn wichtigsten Schritte des Innovationsprozesses. Sein Rat an Handwerker: „Wer frühzeitig die Beratungsangebote im Handwerk nutzt, kann seine Erfindung von Anfang an marktnah und technisch aktuell gestalten."
1.Klären Sie, bevor Sie Ihre Idee zum Prototyp weiterentwickeln, ob sie sich auch vermarkten lässt. Beantworten Sie diese Fragen: Welches Problem löst die Innovation? Wer hat dieses Problem? Wie groß ist die Zielgruppe?
2.Wenden Sie sich schon in der Anfangsphase an die Handwerkskammer: Sie vermittelt Ihnen den Kontakt zum BIT oder Kompetenzzentrum. Mit dieser Beratung sichern Sie, dass Ihre Entwicklung marktnah und technisch aktuell ist.
3.Prüfen Sie, ob Ihre Idee technisch tatsächlich neu ist: Fertigen Sie eine Skizze Ihrer Erfindung an, und recherchieren Sie mit dem Innovationsberater den Stand der Technik. Er schätzt auch die Machbarkeit ein.
4.Zusätzlich können Sie auch eine Neuheitsrecherche durchführen. Damit wird bis ins Detail geklärt, ob sich die Innovation als Patent schützen lässt. Für diese Recherche gibt es spezifische Förderprogramme.
5.Als nächsten Schritt Solisten Sie Ihre Innovation zum Schutzrecht anmelden. Schon ab dem Anmeldedatum gelten die Schutzrechte, sofern es zu einer Patenterteilung oder Gebrauchsmustereintragung kommt.
6.Überlegen Sie, ob Sie die Entwicklungskosten mit einem Partner teilen. Kooperationspartner finden Sie über die BIT und die Kompetenzzentren. Ein Institut oder eine Hochschule als Partner bringt zusätzliche Know-how- Quellen.
7.Nutzen Sie Förderprogramme wie das Zentrale Mittelstandsprogramm (ZIM). Es fördert nicht nur Einzelprojekte, sondern auch Netzwerke und Kooperationen. Die Chancen, daraus Zuschüsse zu erhalten, sind sehr gut.
8.Sichern Sie die Finanzierung Ihrer Innovation, indem Sie frühzeitig einen Bankkredit beantragen. Lassen Sie die Erkenntnisse der Marktanalyse in den Businessplan einfließen, den Sie für einen Förder- oder Kreditantrag brauchen.
9.Prüfen Sie, ob eine Lizenzvergabe in Frage kommt. Wichtig ist dabei, dass die Schutzrechte angemeldet sind und gute Aussichten auf eine Patenterteilung bestehen.
10.Für den letzten Schritt vom Prototyp zur Serienreife gibt es kaum Förderprogramme. Daher müssen Sie frühzeitig überlegen, ob Sie ihn selbst finanzieren können oder Kooperationspartner ins Boot holen.
(Quelle: handwerk magazin 12/09)